Bodenbeläge

Die große Teppich-Freiheit

Experte Maximilian Jatzlau: Das sollten wir wissen über abgepasste Teppiche

Artenvielfalt und Design: Teppichzauber für mehr Wohnlichkeit

Ob schmal wie ein Läufer, fast so groß wie ein ganzes Zimmer oder so klein, dass gerade Sessel und Beistelltisch Platz darauf finden: abgepasste Teppiche gibt es wirklich für alle Fälle und Wünsche. Außerdem können wir mit ihnen auf einfache Weise den Raum strukturieren. Damit sind sie ein wichtiges Element in der Raumgestaltung. Wir sprachen mit Maximilian Jatzlau, Experte für diese vielfältige Teppichart beim Südbund.

 

Wohnmagazin: „Maximilian, was ist eigentlich genau mit abgepassten Teppichen gemeint?“

Maximilian Jatzlau: „Zu den abgepassten Teppichen gehören alle Teppiche, die nicht fest verlegt sind. Im Gegensatz zur klassischen Verlegeware, die den ganzen Boden bedeckt, liegen sie lose auf, sind meist rechteckig und rund. Es gibt sie aber auch in Sonder- und Wunschformen sowie Wunschmaß. Flexibel platziert, zum Beispiel unter Sofa, Esstisch oder Bett, schaffen sie wohnliche Zonen im Raum.“

Wohnmagazin: „Welche Rolle spielt die Kantenverarbeitung?“

Maximilian Jatzlau: „Eine zentrale. Sie ist entscheidend für Optik, Langlebigkeit und Qualität. Die Kante schützt das Gewebe vor dem Ausfransen und gibt dem Teppich einen sauberen Abschluss. Je nach Stil kann das dezent, modern oder dekorativ aussehen – etwa mit farblich abgesetzter Bordüre, Baumwollband oder dem sogenannten „Umbucken.“

Wohnmagazin: „Was ist ‚Umbucken‘?“

Maximilian Jatzlau: „Dabei wird der Teppichrand nach hinten umgeschlagen und verklebt, sodass ein besonders dezenter Abschluss ohne sichtbare Schnittkante entsteht.“

Der Einsatzort entscheidet über das Material

Wohnmagazin: „Es gibt abgepasste Teppiche in vielen unterschiedlichen Materialien. Worauf sollte ich beim Kauf achten?“

Maximilian Jatzlau: „Das hängt vom Einsatzort ab. In stark frequentierten Bereichen wie Outdoor, Flur, Küche oder Bad sind robuste, pflegeleichte Teppiche wichtig, zum Beispiel aus Polyamid, Polypropylen, oder kurzflorige Modelle, die sich leicht reinigen lassen. Im Wohn- oder Schlafzimmer darf es weicher zugehen – da denke ich an Wolle. In Kinderzimmern sind schadstoffgeprüfte Materialien, Pflegeleichtigkeit und eine rutschhemmende Unterseite eine gute Wahl. Wer Haustiere hat, sollte auf niedrige, schmutzabweisende Florhöhen achten, damit sich Haare nicht so leicht verfangen. Wichtig ist insgesamt regelmäßiges absaugen. Alle fünf, sechs Jahre gehört ein Teppich in die professionelle Teppichwäsche. Übrigens: Auch für Allergiker eignen sich Teppiche, da sie den Staub im Raum binden.“

Wohnmagazin: „Apropos Flor – da gibt es verschiedene Arten, zum Beispiel?“

Maximilian Jatzlau:Schlingenware, die ist besonders strapazierfähig, formstabil und super geeignet für Flur oder Arbeitszimmer.“

Wohnmagazin: „Was ist mit Hochflor?“

Maximilian Jatzlau: „Solche Teppiche sind weich, gemütlich und ideal fürs Wohn- oder Schlafzimmer. Zum Beispiel Shaggy-Teppiche – zottelig und elegant. Je dichter und höher der Flor, desto flauschiger das Gefühl beim Gehen. Aber so ein Teppich braucht natürlich auch etwas mehr Pflege.“

Siegel, Teppichgröße und Design – die wichtigsten Faustregeln

Wohnmagazin: „Welche Qualitätssiegel helfen Laien bei der Auswahl?“

Maximilian Jatzlau: „Es gibt einige bekannte Siegel, die Orientierung bieten. Das GUT-Siegel (Gemeinschaft umweltfreundlicher Teppichboden) prüft auf Emissionen und Schadstoffe. Der Blaue Engel steht für eine umweltfreundliche Herstellung. Ebenfalls verbreitet ist OEKO-TEX® Standard 100, das Schadstofffreiheit garantiert. TÜV- oder CE-Zeichen stehen für geprüfte Sicherheit. Aber: Es müssen natürlich nicht immer alle Siegel sein – wenn mindestens eines vorhanden ist, ist man schon auf einem guten Weg.“

Wohnmagazin: „Und wie finde ich die richtige Teppichgröße für meinen Raum? Gibt es da eine Faustregel?“

Maximilian Jatzlau: „Ja, einige sogar. Im Wohnzimmer sollte der Teppich mindestens so breit sein, dass Sofa oder Sessel komplett darauf stehen – idealerweise mit 15 bis 25 cm Überstand. Unter dem Esstisch empfiehlt man rundum etwa 60 bis 70 cm, damit die Stühle beim Zurückziehen auf dem Teppich bleiben. Im Schlafzimmer wirkt ein Teppich unter dem Bett harmonisch – seitlich und am Fußende jeweils 60 bis 80 cm Überstand. Alternativ gehen natürlich auch zwei Läufer links und rechts. Im Flur sollte der Läufer mittig liegen und rund 10 bis 15 cm Abstand zu den Wänden haben. Wichtig ist immer das Zusammenspiel von Teppich, Raumgröße und Möblierung.“

Wohnmagazin: „Wenn die Größe klar ist – wie finde ich dann das richtige Design oder die passende Farbe? Ich habe die Erfahrung gemacht, dass das gar nicht so einfach ist.“

Maximilian Jatzlau: „Das ist eigentlich eine klassische Raumausstatter-Frage (lacht). Aber ein paar Grundregeln gibt’s natürlich: Helle Teppiche vergrößern Räume optisch, dunkle schaffen Gemütlichkeit. Unifarbene Modelle wirken ruhig und zeitlos, während gemusterte Teppiche lebendiger sind und kleine Flecken gut kaschieren. Geometrische Muster passen zu modernen Interieurs, florale oder orientalische Designs eher zu klassischen oder verspielten Stilen. Am besten greift der Teppich Farben aus dem Raumkonzept auf oder setzt bewusst einen Kontrast.“

Abgepasster Teppich, Kollektion Südbund (Foto: Südbund eG, suedbund.de)

Trends und Stärken – damit punkten abgepasste Teppiche

Wohnmagazin: „Das sind schon mal gute Anhaltspunkte. Welche Trends siehst du aktuell?“

Maximilian Jatzlau: „Farblich sind gerade erdige Töne wie Terrakotta, Sand, Olive oder warmes Grau gefragt. Auch Pastell- und Naturfarben bleiben beliebt. Bei Mustern dominieren organische Linien, abstrakte Formen und handgezeichnete Looks. Und das Thema Nachhaltigkeit wird immer wichtiger: recycelte Fasern oder Naturmaterialien wie Wolle, Sisal und Jute stehen hoch im Kurs. Außerdem ist Textur-Mix ein großes Thema – verschiedene Strukturen sorgen für Tiefe und eine spannende Haptik.“

Wohnmagazin: „Abgepasste Teppiche gibt es in unzähligen Varianten – das ist ihre größte Stärke. Daneben sind sie – genauso wie fest verlegte Teppiche – akustisch wirksam und dämpfen den Hall im Raum. Womit punkten sie noch?“

Maximilian Jatzlau: „Genau, abgepasste Teppiche verbessern die Akustik und bieten fast grenzenlose Gestaltungsfreiheit mit ihrer Vielfalt an Formen, Farben, Größen und Material. Ob rund, oval, asymmetrisch oder nach Maß – alles ist möglich. Sie sind außerdem eine einfache Möglichkeit, den Raum zu strukturieren, lassen sich schnell austauschen und umplatzieren, also zum Beispiel auch saisonal wechseln. Im Vergleich zu fest verlegten Teppichböden sind sie somit insgesamt flexibler, zudem meist pflegeleichter, mobiler – denk nur an den nächsten Umzug – und meist günstiger, weil keine Verlegung durch den Fachmann nötig ist.“

 

Maximilian Jatzlau, Experte für Teppiche, Einkauf Südbung eG (Foto: Südbund eG, suedbund.de)

Unser Experte:

Maximilian Jatzlau, Einkauf Südbund eG, hat sich als Quereinsteiger in die Raumausstatter-Branche und ins Fachgebiet Teppiche eingearbeitet. Beim Südbund hat er bereits drei Teppichkollektionen herausgebracht. „Es ist wirklich spannend, wie vielseitig Teppichboden ist – von der Produktion bis zur Konfektionierung für abgepasste Teppiche. Daraus ergeben sich sagenhaft viele individuelle Gestaltungsmöglichkeiten für Räume. Ein Produkt, das mehr Aufmerksamkeit verdient“, so Jatzlau.

 

 

 

 

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