Teppichböden müssen viele Kriterien erfüllen – sie sollen zum eigenen Wohnstil passen, angenehm unter den Füßen sein, Schuhe, Kinder und Hunde aushalten und auch mal einen Fleck wegstecken. Wer denkt da an Nachhaltigkeit? Zum Glück immer mehr Menschen und Unternehmen. Aber was macht einen Teppichboden nachhaltig? Hier die wichtigsten Kriterien.
Hat ein Teppichboden das Ende seiner Lebensdauer erreicht, wird er meist entsorgt – große Mengen landen auf dem Sperrmüll, kleinere im Restmüll. Von dort geht es meistens zur Verbrennung, weil sich die recycelbaren Anteile nicht von den anderen Stoffen trennen lassen. Es sei denn, kreative Produktentwickler haben mit Engagement und Erfindungsgeist Lösungen gefunden. Tatsächlich braucht es Erfindungsgeist, weil Teppichböden viele Ansprüche erfüllen müssen, die nicht immer einfach mit Nachhaltigkeit zu kombinieren sind. Käufer sollten aber bei der Teppichbodenwahl aufmerksam sein, denn Teppichböden sind hinsichtlich ihrer Nachhaltigkeit schwer einzuschätzen. Wann ist ein Teppichboden wirklich nachhaltig? Wenn der CO₂-Fußabdruck gering ist? Wenn „recycelbar“ draufsteht? Wir haben uns im Verlag bei unseren Fachredakteuren für Teppichböden umgehört und erklären, welche Kriterien wichtig sind. Außerdem stellen wir Teppichbeispiele der Firmen Object Carpet und Interface vor, die für ihre nachhaltigen Produkte bekannt sind.
Interface: Im Jahr 2023 hat das Unternehmen sein Angebot an CO2-negativen Teppichfliesen mit der Rückenoption C Quest Bio X ausgebaut. Damit verfolgt Interface konsequent sein Ziel, bis 2040 als Unternehmen CO2-negativ zu sein. Angeboten werden jetzt 38 Produkte in 378 Farbgebungen, bei 34 wird 100 recyceltes Garn verwendet. Der CO2-Fußabdruck aller Produkte mit der Rückenkonstruktion C Quest Bio X liegt laut Hersteller je nach Kollektion zwischen 0,14 kg CO2e/m² und -1,1 kg CO2e/m². Um seine Emissionen drastisch zu reduzieren, arbeitet Interface kontinuierlich an der Transformation seiner Produktionsstätten, Produkte und Lieferkette. Bei allen Produktgruppen konnte das Unternehmen bereits entscheidende Reduzierungen der CO2-Emissionen erreichen: beispielweise sanken die Emissionen bei Teppichfliesen um 76 Prozent seit 1996. Lag der durchschnittliche CO2-Fußabdruck einer Teppichfliese 1996 noch bei 19,9 kg CO2e/m2 (cradle-to-gate), so konnte er in den letzten 25 Jahren auf durchschnittlich 4,8 kg CO2e/m2 (cradle-to-gate) gesenkt werden.
Noch immer werden viele Teppiche aus erdölbasierten Materialien wie Polyester oder Polypropylen hergestellt, obwohl es umweltfreundlichere Alternativen gibt. Teppichböden aus nachwachsenden Rohstoffen wie Schaf- oder Ziegenwolle gelten als besonders nachhaltig. Sie belasten die Umwelt deutlich weniger als erdölbasierte Produkte. Naturmaterialien wie Wolle, die beispielsweise von Herstellern wie Tretford / Weseler Teppichfabrik verwendet werden, bieten zudem den Vorteil, dass sie biologisch abbaubar sind. Doch auch für synthetische Teppiche gibt es umweltschonende Lösungen. Bei Teppichböden aus synthetischen Materialien ist es wichtig, auf Recyclingfasern zu setzen. Oft werden Produktionsreste, alte Teppichböden oder sogar Meeresplastik verwendet. Diese Fasern tragen dazu bei, den Rohstoffverbrauch zu senken und die Umweltbelastung durch Plastikabfälle zu verringern.
Beim Recycling werden Materialien wiederverwertet, um neue Produkte zu schaffen und Ressourcen zu schonen. Damit Teppichböden am Ende ihrer Lebensdauer recycelt werden können, ist es wichtig, dass die verschiedenen Bestandteile – Nutzschicht, Klebstoffe und Träger – leicht voneinander zu trennen sind. Je einfacher das ist, desto besser kann der Teppich dem Recyclingprozess zugeführt werden. Optimal ist es, wenn sowohl die Nutzschicht als auch der Träger aus einem einzigen Material bestehen, das recycelt werden kann. Noch besser ist es, wenn alle Materialien des Teppichbodens aus demselben Material bestehen, denn dann entfällt der aufwendige Trennprozess und das Recycling wird erheblich vereinfacht.
Object Carpet: Auch dieses Unternehmen steckt viel Herzblut in die Entwicklung nachhaltiger Teppichböden. Vor einigen Jahren sorgte es zum Beispiel mit Teppichen aus Econyl-Garn, das aus recycelten Produktionsresten und Fischernetzen hergestellt wird, für Aufsehen. 2023 brachte Object Carpet den ersten unendlich recycelbaren Teppichboden aus Monomaterial auf den Markt: Neoo. „Einen kreislauffähigen, ressourcenschonenden und reinen Bodenbelag zu entwickeln, war eine der größten Herausforderungen in unserer Unternehmensgeschichte“, erklärt Object Carpet. Zum Vergleich: Herkömmliche Teppichböden bestehen aus über 30 verschiedenen Materialien, was das Recycling erschwert, da sie nicht voneinander getrennt werden können. Neoo besteht zu 100 Prozent aus Polyester, wird ohne Füllstoffe und mit einem neuartigen Kleber verarbeitet. Eine Materialtrennung ist nicht mehr nötig, der Teppichboden kann wieder und wieder recycelt werden.
Besonders nachhaltig ist es, Produkte möglichst lange im Kreislauf zu halten. Deshalb bieten einige Hersteller Programme zur Rücknahme gebrauchter Teppichböden an. Diese werden aufbereitet und einer weiteren Nutzung zugeführt – ein Ansatz, der den Bedarf an neuen Materialien reduziert und gleichzeitig die Lebensdauer des Teppichbodens verlängert. Sollte dieser jedoch am Ende seiner Nutzungsdauer angekommen sein, ist Recycling die beste Option, um eine Verbrennung und die damit einhergehende Umweltbelastung zu vermeiden.
Auch die Duo-Technologie ist eine Entwicklung aus dem Hause Object Carpet. Diese Teppiche bestehen aus nur zwei Materialien und können ebenfalls wieder und wieder recycelt werden. Sie sind ein weiterer Schritt zum Unternehmensziel, bis 2026 ausschließlich zirkuläre Teppiche auf den Markt zu bringen. Die Kollektion Forum for Great Ideas, gestaltet von Katrin und Marc Patel, bietet eine Auswahl an 18 Designs auf Velours, Glossy Velours und Structured Loop.
Natürlich gibt es auch in der Welt der Teppichböden Umweltzeichen und Zertifikate, die eine Orientierungshilfe sein können. Labels wie der „Blaue Engel“, „Cradle to Cradle“, „GuT“ (Gemeinschaft umweltfreundlicher Teppichboden) und „Natureplus“ sind verlässliche Indikatoren für nachhaltige Produkte. Bei firmeneigenen Siegeln sollten Käufer jedoch vorsichtig sein und diese kritisch hinterfragen.
Neben den produktbezogenen Kriterien gibt es weitere Aspekte der Nachhaltigkeit, die bei der Kaufentscheidung berücksichtigt werden sollten. Dazu gehört die Nutzung regenerativer Energien bei der Herstellung, die Vermeidung von Umweltbelastungen sowie der soziale und gesellschaftliche Umgang eines Unternehmens mit seinen Beschäftigten. Ein transparenter Umgang mit den Nachhaltigkeitsbemühungen ist hier entscheidend. Unternehmen, die sich offen zu dem äußern, was bereits erreicht wurde und was noch verbessert werden muss, handeln vertrauenswürdig. Nachhaltigkeitsberichte nach anerkannten Standards wie GRI SRS (Global Reporting Initiative Sustainability Standards) und DNK (Deutscher Nachhaltigkeitskodex) bieten Einblicke in die Nachhaltigkeitsstrategie eines Unternehmens.