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Schöner wohnen in Farbe

Wie wähle ich die richtige Wandfarbe aus? Ein Interview mit Interior-Designerin Katrin Täubig

Wandfarben für das perfekte Zuhause-Gefühl

Beim Einzug sind die meisten Wände weiß wie ein unbeschriebenes Blatt Papier. Oft bleiben sie so, weil sich viele nicht an Farbe herantrauen. Aber: Wer einmal farbige Wände hat, wird zum Wiederholungstäter. Wir sprachen mit der Hamburger Autorin und Interior-Designerin Katrin Täubig über die richtige Farbwahl und das Missverständnis mit der weißen Wand. Außerdem: Farbinspirationen mit der Wandfarbe PURO von A.S. Création.

Harmonisch: Essbereich in PURO Wandfarbe Lovely Rose mit hellen Holzdielen (Foto: A.S. Création, as-creation.com)

Frau Täubig, noch immer schwören viele auf weiße Wände, Sie nicht. Warum?
Weil eine weiße Wand uns nicht umarmt. Weiße Wände sind der Klassiker, ein Standard in jedem Neubau. Aber sie sind kalt, vermitteln keine Botschaft. Wohingegen selbst ein leichter Nude- oder Beigeton oder ein leicht abgetöntes Weiß – es muss nicht richtig farbig sein – schon das Gefühl vermittelt, dass uns die Wand ein bisschen einhüllt, sodass wir uns wohler fühlen im Raum.“

Aber braucht es nicht manchmal eine schlicht-weiße Wand für ein neutrales Gefühl?
„Finde ich nicht. Wenn wir eine Bildergalerie aufhängen, ist es sicher gut, wenn sich die Wand zurücknimmt. Aber dafür gibt es neutrale Töne wie einen sehr zarten Grau- oder Beigeton oder ein sehr helles Schlamm-Taupe. Solche Farben erzeugen gleich eine weichere Atmosphäre. Ich würde immer sagen: Keine weiße Wand, vor allem dann nicht, wenn ich noch weiße Türen, Zargen und Fußleisten habe. Dann empfiehlt sich immer eine leichte Farbe, auch um einem Raum mehr Struktur zu geben.“

PURO Wandfarbe Emerald Green für ein geborgenes Wohngefühl (Foto: A.S. Création, as-creation.com)

Keine weiße Wand: helle, leichte Wandfarbe (PURO Wandfarbe Creamy Grey) fürs kleine Homeoffice (Foto: A.S. Création, as-creation.com)

Was passiert mit uns, wenn wir Farben sehen?
„Sie wirken auf unsere Stimmung und unsere Gefühle. Anregend sind grundsätzlich Rottöne wie Weinrot, Orange, Terracotta; beruhigend sind Blau, Grün, Blaugrün, Tannengrün.“

Sie schreiben in Ihrem aktuellen Buch, dass wir Farben mit bestimmten Begriffen und Gefühlen assoziieren. Haben Sie da Beispiele?
„Menschen verbinden mit Farben interessanterweise alle ganz ähnliche Stimmungen und Assoziationen. Rot transportiert Energie, gilt als Farbe der Liebe und Leidenschaft. Häufige Begriffe dazu sind unter anderem: kraftvoll, laut, Energie, anregend, dynamisch, aber auch Angst, Wut, Feuer und Blut. Blau wirkt beruhigend, frisch und elegant, gilt als Farbe der Ferne und lässt uns ans Meer und den Himmel denken. Assoziiert werden unter anderem oft Begriffe wie: Vertrauen, Wahrheit, Freiheit, Frieden und Gelassenheit, aber auch Kälte, Eis und Winter. Diese Assoziationen hängen auch davon ab, wie intensiv und rein eine Farbe ist. Ein Hellblau lässt uns eher an Winter, Eis und Schnee denken, ein Türkisblau mit einem Hauch Meergrün an Urlaub und Entspannung. Knallrot erzeugt Alarm, ein sanftes, dunkles Rot Wärme und Geborgenheit, Rosa ist verträumt und romantisch, Magenta dynamisch, rebellisch, wagemutig.“

Sanftes Hellblau (PURO Wandfarbe Ocean Blue) für entspannte Träume (Foto: A.S. Création, as-creation.com)

Eignen sich die reinen Farben, also die Grundfarben, überhaupt als Wandfarbe?
Nein, rein bunte Farben würde ich vielleicht für kleinere Accessoires wie Kissen und Decken nutzen, aber eine ganze Wand in einer der reinen Farben Grün, Gelb oder Rot schreit einen mächtig an. Ich würde immer mit Weiß aufhellen, mit Schwarz abdunkeln, mit Grau trüben – so kriegt man schöne Nuancen. Und diese eignen sich auch in kräftiger Nuance für große Wandflächen. Ein sanftes Weinrot oder ein Terracotta-Ton beispielsweise können sehr schön sein, vielleicht um einen Essbereich vom Rest des Raumes abzugrenzen, in einer Art Raum-in-Raum-Gestaltung.“

Vertragen große Räume mehr und intensivere Farben als kleine Räume?
„Das lässt sich so pauschal nicht sagen, auch wenn grundsätzlich gilt: Je größer der Raum, desto mehr Farbe verträgt er. Aber es kommt immer darauf an, welche Botschaft der Raum vermitteln soll. Auch ein kleines Gäste-WC kann mit dunkleren Farben ziemlich cool aussehen. Die Frage ist: Was will ich erzählen? Soll dieser kleine Raum vielleicht ein Statement vermitteln, etwas Besonderes sein? Oder möchte ich, dass der kleine Raum größer und luftiger wirkt? Vor jeder Farbwahl ist es wichtig zu klären: Was soll der Raum ausstrahlen? Welche Wirkung will ich mit der Farbgestaltung erzielen? Danach würde ich die Farben auswählen.“

Stilvoll: Essbereich mit kräftiger Wandfarbe PURO Azure Petrol (Foto: A.S. Création, as-creation.com)

Wenn ich nun weiß, was ich sagen will mit meiner Wand – wie gehe ich weiter vor, um die richtige Farbe für mein Heim zu finden?
Als Allererstes würde ich immer die großen Flächen aufeinander abstimmen. Deshalb muss zunächst der Boden betrachtet werden. Die Farben von Wand und Boden, den beiden größten Flächen, sollten möglichst harmonieren. Wenn also zum Beispiel ein warmer und nicht vergrauter Holzfußboden vorhanden ist, zum Beispiel aus Eiche oder Buche, mit einem leichten Orangeton oder honigfarben, würde ich auch eine warme Wandfarbe wählen. Zum Beispiel einen leichten Sand- bis zu einem Vanille- oder Terracotta-Ton. Wenn der Boden eher kühl wirkt, zum Beispiel schwarz-weiß gefliest oder ein grauer Designboden ist, eher eine gräuliche oder bläuliche Note hat, passt eine kühle Wandfarbe besser.“

Kann ich nicht auch warme Farben mit kühlen kombinieren?
„Ja, aber dann dürfen sie einander nicht zu ähnlich sein
. Ich finde, das ist aber meine persönliche Meinung, dass ein Fußboden mit warmer Farbe und eine graue Wand nicht zusammenpassen. Das sehen wir zwar im Moment in jeder Zeitschrift, aber ich finde, es harmoniert einfach nicht. Zeige ich das als Beispiel im Workshop – honigfarbener Holzfußboden und kaltgraue Wand und als Alternative ein honigfarbener Holzfußboden mit greiger oder taupefarbener Wand, also ein Braungrau –, entscheiden sich alle für die etwas wärmere Variante. Die meisten haben bei der ersten Kombination ein Störgefühl. Anders ist es, wenn wir Rot und Blau oder Orange und Blau kombinieren. Es müssen ja nicht die rein bunten Farben sein, aber eine Jeansnote mit Cognac zum Beispiel kann sehr chic sein. Das eine ist kalt, das andere ist warm. Bei intensiveren Tönen funktioniert das. Aber wenn es um sanfte, gedämpfte und neutralere Farben geht, würde ich immer versuchen, in der gleichen Farbtemperatur zu bleiben.“

Milchkaffee-Beige (PURO Wandfarbe Soothing Brown), Hellgrau, Sand und Orange-Terracotta – passt! (Foto: A.S. Création, as-creation.com)

Angenommen, ich habe eine Lieblingsfarbe und würde damit gern mein Zuhause gestalten. Was für ein Farbkonzept raten Sie mir?
„Auch hier geht es, wie schon besprochen, um die Frage der Gewichtung und Intensität. Nehmen wir als Lieblingsfarbe Blau. In bestimmten Räumen passt sie vielleicht großflächig gut. Wo das nicht der Fall ist, kann sie in anderen Nuancen und durch Accessoires aufgegriffen werden, mal heller, mal dunkler. Alternativ kombinieren wir mehrere verschiedene Lieblingstöne in jedem Raum, aber in unterschiedlicher Gewichtung. Das ist auch sehr schön, dann kommen wir von einem Raum in den anderen, entdecken zwar immer wieder die gleichen Farben, aber anders eingesetzt. Das schafft einen roten Faden.

Was muss außer dem Boden beachtet werden?
„Ich würde auch immer auf Fenster, Türen und Licht achten. Licht ist total wichtig für die Auswahl der Wandfarbe! Wie viel Licht fällt in den Raum? Sind die Fenster nach Norden, Süden, Westen oder Osten ausgerichtet? In hellen Räumen nach Süden geht eigentlich jede Farbe. Aber nach Norden ausgerichtete Räume haben eher ein kühles, stumpfes Licht. Und wenn wir dann noch viel mit Blau oder Grau arbeiten, wird es noch kühler und dumpfer. Deshalb würde ich in solchen Räumen immer mit freundlicheren und wärmeren Farben gegensteuern.“

Kräftiges, tropisches Grün (PURO Wandfarbe Sage Green): schön für ein Süd-Zimmer (Foto: A.S. Création, as-creation.com)

Experten-Tipp:

Katrin Täubig: „Eine praktische Orientierungshilfe für die Gewichtung von Farben in einem Raum ist die Farbformel 60-30-10. Entscheiden wir uns zunächst für eine oder mehrere Hauptfarben – diese bekommen mit einem Anteil von 60 Prozent die Hauptrolle im Raum. In der Regel sind das neutrale Farben wie Grau, Creme, Greige und Beige, also natürliche Töne. Die kombinieren wir mit weiteren Farben. Auch sie sind ein bisschen großflächiger im Raum vertreten, nämlich mit circa 30 Prozent. Und die letzten zehn Prozent entfallen auf farbliche Akzente durch Accessoires, Textilien, Deko.“

Warm und wohnlich: Anthrazit, Goldgelb (PURO Wandfarbe Sunny Yellow) und sand-beiger Fliesenboden (Foto: A.S. Création, as-creation.com)

 

(Foto: Dana Barthel, appel-art.de)

Unsere Expertin:

Katrin Täubig ist Interior-Designerin und bezeichnet sich selbst als Einrichtungsjunkie. Vor ihr ist kein Möbelhändler, kein Raumausstatter oder Projekt zu den Themen Wohnen, Einrichten und Garten sicher. Seit 13 Jahren richtet sie Häuser, Büros und Wohnungen ein. Dabei legt sie großen Wert darauf, dass die Persönlichkeit und das Naturell der Bewohner oder Mitarbeiter im Mittelpunkt stehen, sodass vorrangig ihre Bedürfnisse das Interior-Design bestimmen. Es geht ihr nicht um kurzlebige Trends. In Workshops und Büchern gibt sie ihr Know-how weiter. Mehr Informationen unter: healinghomedesign.de

 

 

 

Buch-Tipp: Der Farbguide für dein Wohlfühlzuhause: Welche Farben zu dir und deinem Zuhause passen, Autorin: Katrin Täubig, Print: 167 Seiten, ISBN: 979-8879582970, ab 29,90 Euro