Lifestyle

Was darf es sein? Mehr oder weniger?

Wohn­philo­so­phischer Exkurs: Mini­­malismus vs. Maxi­­malismus – zwei Wohnstile, zwei Haltungen

Zwei Lebenshaltungen – zwei Wohnstile: Maximalismus und Minimalismus

Weniger ist mehr – oder mehr ist mehr? Zwischen diesen beiden Polen bewegt sich die Diskussion um Minimalismus und Maximalismus. Zwei Wohnstile, die sich auf den ersten Blick gegenüberstehen, aber bei genauerem Hinsehen mehr miteinander zu tun haben, als man denkt.

 

Der eine lebt in fast leeren Räumen, bei dem anderen reiht sich Keramik an Kissen und Farbe an Form. Minimalismus und Maximalismus gelten als Gegensätze: hier klare Linien, dort kreative Fülle. Aber ist es wirklich so einfach? Bedeutet Minimalismus automatisch „wenig“ – und Maximalismus schlicht „viel“?

Wer sich mit diesen Fragen beschäftigt, merkt schnell, dass es um mehr geht als reine Stilfragen. Minimalismus wird klassisch als Reduktion auf das Wesentliche definiert. Es geht darum, sich von Überflüssigem zu trennen, Ballast loszuwerden und Raum für Klarheit zu schaffen. Maximalismus dagegen ist die bewusste Entscheidung gegen Leere – zugunsten von Fülle, Farbe, Vielfalt und emotionalem Ausdruck.

Contemporary classic white beige interior with furniture and decor.

Minimalistischer Maximalismus – oder umgekehrt

Doch was als überflüssig gilt, ist hochindividuell. Für den einen sind Bücher, Bilder oder Reiseandenken das Herzstück des Zuhauses. Für den anderen genau das, was er nicht braucht. Und so zeigt sich: Die Essenz des Minimalismus ist nicht die Menge, sondern die Haltung. Auch ein Raum mit vielen Dingen kann minimalistisch gedacht sein – wenn alles darin einen Sinn oder emotionalen Wert hat. Umgekehrt macht die bloße Anhäufung von Möbeln und Accessoires noch keinen gelungenen Maximalismus aus. Die große Kunst liegt hier in der bewussten Komposition: im Zusammenspiel von Farben, Texturen, Erinnerungen und Stimmungen.

Ein bisschen mehr, aber doch nur das Wichtigste, Tapete Sakura von Komar; (Foto: Komar, komar.de)

Beide Stilrichtungen spiegeln auch gesellschaftliche Strömungen wider. In Zeiten von Konsumkritik, Klimawandel und mentaler Überforderung erscheint der Minimalismus als Gegengewicht – eine Art innerer Detox, um Ruhe und Freiraum zu erzeugen. Maximalismus hingegen wirkt wie eine Antwort auf Kargheit, Entbehrungen jeder Art und vielleicht auch einer zunehmend digitaleren Welt: bunt, mutig, expressiv, haptisch und greifbar. Eine Reaktion auf globale Unsicherheiten, in der das Zuhause zum geschützten, persönlichen Universum wird – angefüllt mit allem, was guttut.

Was ist uns wichtig?

Am Ende ist es also keine Frage von richtig oder falsch, viel oder wenig. Es geht darum, was uns wichtig ist. Ob klar oder kreativ, reduziert oder raumgreifend – Wohnstile sind Ausdruck unserer Persönlichkeit. Und wie so oft im Leben liegt auch beim Einrichten das Entscheidende im Detail – und im Gefühl, das ein Raum auslöst.

Tapete Intensive – der richtig Backround für eine aufgeräumte Opulenz, sozusagen: minimalistischer Maximalismus; (Foto: Komar, komar.de)

Weniger für mehr Ruhe, Tapete Aquarell Field von Komar; (Foto: Komar, komar.de)

 

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