Was macht einen Stoff maximalistisch? Darüber sprachen wir mit Thomas Michael Fenn, Designer bei Jab Anstoetz und – unter anderem –Entwickler des minimalistischen Stoffdesigns Baroness aus der Kollektion Noble Velvets. Wobei dieser in der richtigen Kombination durchaus auch maximalistisch wirken kann, oder? Hier unser Interview.

Stoffkollektion Noble Velvets, Jab Anstoetz (Foto: Jab Anstoetz, jab.de)
Wohnmagazin: „Was bedeutet für Sie als Designer Maximalismus – und was Minimalismus?“
Thomas Michael Fenn: „Bei Maximalismus denke ich in erster Linie an große Vielfalt, an unterschiedliche Farben, Texturen und Formen. Hier kann ich sozusagen aus dem Vollen schöpfen, um besondere und ausdrucksstarke Designs zu kreieren.
Minimalismus hingegen steht für Klarheit und Einfachheit. Es geht darum, das Wesentliche zu betonen und Überflüssiges zu vermeiden. Minimalistische Designs zeichnen sich durch neutrale Farben und eine reduzierte Formensprache aus – das ist auch eine besondere Herausforderung.“
Wohnmagazin: „Dann kann also eine Stoffart an sich maximalistisch oder minimalistisch sein?“
Thomas Michael Fenn: „Ja, natürlich. Opulente, jacquardgewebte Velours-Qualitäten sind auf jeden Fall eher maximalistisch einzuordnen. Eine naturfarbene Uni-Leinen- oder Wollqualität hingegen ist klar minimalistisch.“
Wohnmagazin: „Welche Rolle spielen dabei Farbe, Muster und Haptik?“
Thomas Michael Fenn: „Eine sehr große. Je nachdem, welche Designs oder Farben man wählt, ergibt sich die stilistische Richtung. Wer Mut zur Farbe hat, zu üppigen Dessins und besonderen Looks, landet eher im Maximalismus. Dezente Farbgebungen und kaum sichtbare Muster führen dagegen zum Minimalismus.
Haptisch und optisch hochwertige Qualitäten können übrigens in beiden Stilen eingesetzt werden – das kommt ganz auf die Interpretation an.“

Stoffkollektion Noble Velvets, Jab Anstoetz (Foto: Jab Anstoetz, jab.de)

Stoff Urban Safari von Jab Anstoetz (Foto Jab Anstoetz, jab.de)
Wohnmagazin: „Denken Sie bei der Entwicklung Ihrer Stoffe in solchen Kategorien?“
Thomas Michael Fenn: „Nicht vorrangig. Aber manche Themen bringen von Anfang an eher das eine oder das andere mit sich. Unsere neue Kollektion Wildlife aus der kommenden Herbstsaison ist ein Statement – einzelne Designs daraus setzen ganz bewusst starke Akzente. Gleichzeitig enthält die Kollektion auch Qualitäten, die sich minimalistisch einsetzen lassen. Es kommt immer auf den Zusammenhang an: Mit welchen Möbeln, in welchem Raum, in welcher Kombination wird ein Stoff verwendet? Am Ende zählt die Wirkung im Gesamtumfeld.“
Wohnmagazin: „Verstehe, auch hier entscheidet also wieder das Prinzip Mix & Match. Welche Kollektionen würden Sie konkret welchem Stil zuordnen?“
Thomas Michael Fenn: „Wildlife steht eindeutig für den Maximalismus. Dem gegenüber haben wir die Kollektion Noble Velvets, die für minimalistisches Design steht. Sie enthält unifarbige Velours mit feinen grafischen Mustern, die sich aus der Webtechnik ergeben und nur Ton-in-Ton ausgearbeitet sind. Das ist Minimalismus mit einem Hauch Eleganz und Understatement.“
Wohnmagazin: „Und privat – leben Sie eher minimalistisch oder maximalistisch?“
Thomas Michael Fenn: „Beide Stile haben ihren Reiz und ihre eigenen Herausforderungen. Als Designer finde ich es spannend, mit ihnen zu arbeiten und sie in meine Entwürfe einfließen zu lassen. Privat bin ich weder das eine noch das andere – eher eine gesunde Mischung aus beidem.“

Thomas Michael Fenn, Designer bei Jab Anstoetz, jab.de
Thomas Michael Fenn, Design & Development
JAB Anstoetz Fabrics / Möbelstoffe
Carpe Diem heißt für Thomas Michael Fenn: im Hier und Jetzt leben und daraus etwas Gutes machen. Geprägt hat ihn die Region Ostwestfalen-Lippe, denn: „Das ist eine wirtschaftlich starke und landschaftlich schöne Gegend“, wie er sagt. Ein Ort, der sein Herz höherschlagen lässt, ist die Insel Formentera.
Was darf es sein? Mehr oder weniger?
Leichtigkeit – ein Spiel aus Stoff und Farben
Papis Loveday: Haute Couture für Wand und Lebensgefühl
Die Superstoffe für Sessel, Sofa & Co.